Der
Erste Weltkrieg gehört zu den Urkatastrophen des 20.
Jahrhunderts.
Wie für Millionen von Menschen in Europa bedeutete er auch
für die „Kölsche Funke rut-wieß
vun 1823 e.V.“ oder kurz die „Roten
Funken“ und ihre Mitglieder eine tiefe Zäsur mit
weitreichenden Folgen. Über 50 Funken erlebten an der Front
die bis dahin nicht gekannten Grausamkeiten eines industrialisierten
Krieges, acht von Ihnen fielen. Zu Beginn des Krieges verabredeten sie,
auch in schwierigen Zeiten zusammen zu halten und in Kontakt zu
bleiben. Die einzelnen Mitglieder berichteten ihrem
Vereinspräsidenten Theodor Schaufuß aus den
Schützengräben und aus Lazaretten in Feldpostkarten
von ihrem Leid, von Verwundungen und Tod, von Erinnerungen an bessere
Zeiten und von ihren Hoffnungen. Im Gegenzug verschickte dieser aus
Köln Liebesgabenpakete mit Zigarren, Schokolade,
Likör und vielem anderen mehr – allein 1915 waren es
325 Pakete.
1347
Feldpostkarten und zwei Rechnungshefte,
in denen er akribisch den Versand der Pakete notierte, bilden ein
einzigartiges Dokument über den Alltag an der Front und die
Erfahrung einer Gruppe von Kölnern mit ähnlichen
biographischen Hintergründen und Lebenseinstellungen. Im Kreis
der Funken hatte man einen besonderen Blick auf das Militär
und das Soldatische. Während Ihre Vorläufer, die
Kölner Stadtsoldaten, von Mitte des 17. bis Anfang des 19.
Jahrhunderts als Teil des kaiserlichen Heeres und zur Bewachung der
Freien Reichsstadt Köln aufgestellt waren, persiflierten die
Roten Funken ab 1823 im Kölner Karneval das Militär.
Als Symbol des Antimilitärischen und Verulkung strengen
militärischen Exzerzierens bringen sie bis heute den
„Stippeföttche“-Tanz auf die
Bühne. Und bis heute legen die Funken ihren
Vorläufern den vielsagenden Ausruf im Angesicht
anrückender Truppen in den Mund: „Nit scheesse, he
stonn doch Minsche!“
Auch vor diesem Hintergrund möchten die Roten Funken gemeinsam
mit dem Kölnischen Stadtmuseum, dem
rheinisch-westfälisches Wirtschaftsarchiv und der
Fachhochschule Köln/Institut für Restaurierungs- und
Konservierungswissenschaft die Feldpostkarten als Beitrag zur
Aufarbeitung des Ersten Weltkrieges und zum Gedenken an die gefallenen
Soldaten präsentieren.
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